Walter-Siegenthaler-Medaille in Gold 2022
Die diesjährige Goldmedaille der Walter-Siegenthaler-Gesellschaft für herausragende Verdienste auf dem Gebiet der Inneren Medizin wird an Prof. Dr. med. Michael Peter Manns verliehen.
Vieles dürfte über Prof. Dr. med. Michael Manns bekannt sein. Als einer der bedeutendsten Hepatologen weltweit prägt er das Fach seit Jahrzehnten und ist als einer der am häufigsten zitierten Forscher sicher allen Internistinnen und Internisten für seine Arbeit insbesondere auf dem Gebiet der Virus-Hepatitiden ein Begriff. Die Liste der Auszeichnungen, Preise und Ämter in wissenschaftlichen Gesellschaften umfasst mehrere Seiten, und beinhaltet Ehrungen weltweit, vom hohen Norden in Finnland bis Mexiko.
Er ist Mitglied zahlreicher hochrangiger Fachgesellschaften und seit 2015 Mitglied im Scientific Panel for Health (SPH) der Europäischen Kommission, als eines von drei deutschen Mitgliedern.
Weniger bekannt hingegen dürfte seine Verbindung zum Basketball sein. Dabei illustriert dieser dynamische und intensive Mannschaftssport viele Eigenschaften des Geehrten. Wer Prof. Manns kennt, erlebt ihn als zielorientierten Spieler, der im Zentrum stehend eine ganze Mannschaft mit seiner Begeisterung und Energie für die Sache mitzieht, die Bälle geschickt verteilt und hier auch ein Blick für
den besser positionierten Mitspieler hat. Der Nachwuchs wird von ihm gefordert und gefördert und schlussendlich zeichnet ihn eine grosse Treue und Loyalität aus. So führte ihn sein Weg über das Studium der Humanmedizin an den Universitäten Mainz und Wien erst nach Berlin, wo er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Klinikum Charlottenburg seine ersten beruflichen Erfahrungen sammelte. Nach weiteren Jahren zurück an der Universitätsklinik Mainz absolvierte er einen Forschungsaufenthalt am W.M. Keck Autoimmune Disease Center in La Jolla, Kalifornien, USA. Eine Zeit, die ihn bis heute stark geprägt und begeistert hat.
Doch mit seiner Berufung 1991 auf die C4-Professor als Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie an die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) – mit gerade mal 39 Jahren – waren die Wanderjahre vorbei und er ist «seiner» MHH bis heute verbunden geblieben. Nun leitet er die Geschicke dort seit 2019 sogar als Präsident. Und dies in einer Zeit wesentlicher ökonomischer und gesundheitspolitischer Herausforderungen. «Bricks and Brains», so hat er seine Antrittsrede als Präsident überschrieben. Es könnte aber auch das Motto seiner gesamten Karriere sein. Mit intelligenten Köpfen hat er die Gastroenterologie und hier insbesondere unser Wissen und die Therapiemöglichkeiten der Hepatitis aufgebaut und damit ungezählten Patientinnen und Patienten geholfen. Denn wer die Gelegenheit hatte, ihn mit seiner herzlichen rheinländischen Art, die er sich auch über die vielen Jahrzehnte im «kühlen» Norden bewahrt hat, zu erleben, der merkt, dass ihn eines immer angetrieben hat: die Medizin zum Wohle der Patientinnen und Patienten zu verbessern. Nun müssen und dürfen diese Aufgabe seine zahlreichen Schülerinnen und Schüler übernehmen. Wie verbunden sie ihrem Lehrer und Mentor sind, zeigte das ihm anlässlich seines 70. Geburtstag gewidmete wissenschaftliche Symposium im vergangenen Jahr. Das dort überreichte Geschenk, Karten für ein Heimspiel des Fussballvereins Hannover 96, beweist sicher auch, dass man um seine Stressresistenz weiss.
Als Präsident der MHH ist er jetzt verantwortlich für einen zukunftsorientierten Neubau eines kompletten Klinik- und Hochschulkomplexes. Eine Mammut-Aufgabe, der er sich mit demselben Engagement widmet wie allen anderen bisherigen medizinischen und wissenschaftlichen Herausforderungen auch.
Wirft man nochmals einen Blick auf diese bis jetzt schon eindrucksvolle Lebensleistung, so ist es noch beeindruckender, dass sich Prof. Manns egal, wann und wo man ihn trifft, immer Zeit für ein Gespräch nimmt und dies nicht selten, angereichert durch zahlreiche Anekdoten, einem Geschichtszug durch die Medizin gleicht. Vielleicht ist das aber auch schon eine gute Erklärung: Prof. Manns ist ein wahrer «Überzeugungstäter», der nicht ruht, bevor seine Visionen nicht Realität geworden sind und der andere mit seiner Begeisterung davon überzeugen und anstecken möchte. Dass ihm das im Laufe der Jahrzehnte oft genug gelungen ist, zeigt nicht nur diese ihm nun verliehene Auszeichnung.
Wiebke Rösler