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Treffen des Präsidiums mit den neuen Mitgliedern

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Treffen des Präsidiums mit den neuen Mitgliedern

Im Rahmen des Treffens des Präsidiums mit den neuen Mitgliedern am 23.04.2023 im Rahmen des DGIM-Kongresses in Wiesbaden fand eine lebhafte Diskussion zum Thema Nachwuchsmangel in der deutschen Medizinlandschaft statt.

Alle waren sich einig, dass dieses Problem größer ist als viele andere Probleme und Strukturschwächen im Gesundheitssystem. Allerdings scheint es keine einfache und schnelle Lösung zu geben.
Aus den Beiträgen kristallisierten sich einige Aspekte heraus, um die man sich im Rahmen einer Arbeitsgruppe zukünftig vertiefend kümmern möchte.

Die Wahrnehmung, dass sich die Arbeitsorganisation aufgrund der zunehmenden Rate an teilzeitbeschäftigten ÄrztInnen anpassen muss, teilten alle Anwesenden. Man sollte bereits jetzt die Krankenhaus- und Praxisorganisation darauf ausrichten. Die Teilzeitanstellung ist häufig, nicht mehr die Ausnahme.

Früher – und auch heute noch – saßen die Älteren in Entscheidungsgremien zu Arbeitsorganisation oder Weiterbildungsformen. Auch hier wird man umdenken müssen und die Zielgruppe der Nachwuchskräfte nicht nur in beratender, sondern auch mitentscheidender Funktion einbinden.

Ein weiteres Problem für die flächendeckende Versorgung könnte entstehen, wenn in bestimmten Facharztbereichen nicht genügend Nachwuchs heranwächst, weil hier die Arbeits- und Dienstbedingungen deutlich belastender sind als in anderen Fächern. Man denke zum Beispiel an Fächer, bei denen jede Nacht interveniert oder operiert werden muss, z.B. an die Geburtshilfe bzw. Herzchirurgie. Diese für die Notfallversorgung wichtigen Fächer müssen ausreichend abgedeckt werden. Hier gilt es die Organisation so umzugestalten, dass der Nachwuchs sich für die Weiterbildung in diesem Gebiet entscheidet.

Nachwuchsmangel besteht aber nicht nur im Bereich der jungen AssistentInnen und FachärztInnen, sondern auch im Bereich der Führungskräfte. In den letzten Jahren hat sich ein Trend ergeben, nicht mehr als Chefarzt/-ärztin oder leitende(r) Arzt/Ärztin arbeiten zu wollen. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Während in den 1990er Jahren das Karriereziel vieler OberärztInnen an den Universitätsklinika die ChefärztInnenposition in einem Haus mindestens mittlerer Größe war, stellt dies nach einer neueren Studie nur noch für 14% der OberärztInnen ein Berufsziel da. Dagegen sehen sie ein Arbeiten ohne Leitungsfunktion an der Universität als durchaus attraktiv an. Auch hier muss man die Ursachen erforschen und darauf reagieren, indem man beispielsweise Leitungsstrukturen ändert. Eine stärkere Teamleitung oder – wie im angelsächsischem Raum – Consultant-Systems könnten Alternativen darstellen. Jedenfalls muss man auf den derzeitigen Trend reagieren. Es gilt out-of-the-box zu denken.

Wir dürfen aufgrund der teilweise harten Arbeitsbedingungen in den Krankenhäusern mit der Perspektive einer lebenslangen Nacht- und Hintergrunddiensttätigkeit die ärztlichen KollegInnen nicht an eine niedergelassene Tätigkeit verlieren.

Allerdings lässt gleichzeitig in Zeiten unklarer wirtschaftlicher Rahmenbedingungen die Bereitschaft zu finanziellen Risiken im Rahmen einer Praxisübernahme oder Gründung verständlicherweise nach. Dies geschieht zu Lasten der täglichen Versorgung und der Staffelübergabe von den älteren Jahrgängen an die Jüngeren. Hier müssen die Verantwortlichen in der Gesundheitspolitik wahrscheinlich auf nationaler und auch kommunaler Ebene Anreize setzen und Hilfestellung bieten.

In jedem Fall ist es höchste Zeit, dass man sich nicht nur auf die geplante Reform verlässt, um die Besetzung der Stellen über eine Verknappung des Stellenangebotes zu regeln, sondern sich proaktiv inhaltlich um eine Verbesserung der Nachwuchsförderung kümmert.

Die Walter-Siegenthaler-Gesellschaft möchte hier Lösungsansätze erarbeiten. Eine Gruppe aus neuen Mitgliedern unter der Leitung von Prof. Julia Weinmann-Menke (Mainz) und Prof Samuel Sossalla (Gießen) wird diese Arbeit in Angriff nehmen. Interessierte Neumitglieder können sich jederzeit unter office@siegenthaler-gesellschaft.de für eine Mitarbeit melden.

Prof. Dr. Christian Wolpert, Ludwigsburg
Mitglied der Walter-Siegenthaler-Gesellschaft