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Think Tank „Medizin und Klimawandel“

Think Tank „Medizin und Klimawandel“

Think Tank „Medizin und Klimawandel“ als neues Handlungsfeld der Walter-Siegenthaler-Gesellschaft

Der Klimawandel stellt laut WHO die größte gesundheitliche Herausforderung der Menschheit dar1. Die Veränderungen des Klimas und der Umwelt finden bereits heute und hier statt. Drei beispielhafte gesundheitliche Folgen unterstreichen diese Aussage: So nimmt die Hitze bedingte Sterblichkeit in Deutschland, Europa und weltweit zu, speziell in vulnerablen Populationen (Zunahme um 68% von 2000-2004 versus 2017-2021).2,3 Die globale Erwärmung führt auch dazu, dass sich Infektionserkrankungen in Ihrer Ausbreitung verändern, was man feststellen kann anhand des zunehmenden Auftretens von Vektor-übertragenen Erkrankungen auch in unseren Breiten.3 Dies lässt sich verdeutlichen anhand des Dengue-Fiebers in Frankreich: es wurden 2022 mehr autochtone Erkrankungen registriert als in der Summe aller Jahre 2010 – 2021.4 Die klimatischen Veränderungen führen darüber hinaus zu veränderter und verlängerter Pollenexposition, wodurch in der nördlichen Hemisphäre5 einschließlich Deutschland6 die Belastung für Allergiker steigt. Zusätzlich führt die zunehmende Verschmutzung der Umwelt zu einer enormen gesundheitlichen Belastung, was sich an den auf ca. 9 Millionen geschätzten, jährlichen Todesfällen zeigt, die mit dieser Umweltverschmutzung assoziiert sind.7 Auf der anderen Seite ist das Gesundheitssystem selbst ein relevanter Emittent von Treibhausgasen (5-10% des jährlichen CO2-Fußabrucks) und ein Verursacher von Umweltverschmutzung,8 wobei Deutschland hierbei eher einen hohen pro Kopf-Anteil an Treibhausemissionen im Gesundheitssystem aufweist.9

Aufgrund dieser Überlegungen und nach intensiven Beratungen im Vorstand, strategischen Beirat und in der Mitgliederversammlung möchte die Walter-Siegenthaler-Gesellschaft daher sich intensiver mit diesem Thema beschäftigen. Es soll ein Dialog zwischen Ärzteschaft, Gesellschaft und Politik begonnen werden mit dem Ziel, auch im Gesundheitssystem Maßnahmen zur Schonung unserer Ressourcen und in Richtung Klimaneutralität zu fördern. Zusätzlich möchte die Walter-Siegenthaler-Gesellschaft Voraussetzungen und Empfehlungen erarbeiten, welche die Versorgungsstrukturen und auch die Aus-, Weiter- und Fortbildung ertüchtigen sollen für die (gesundheitlichen) Herausforderungen, die der Klimawandel verursacht.

Zu diesem Zweck wird – wie im Think Tank zur Digitalisierung der Medizin – ein interdisziplinär besetztes Gremium mit Wissenschaftlern und Fachleuten aus so unterschiedlichen Gebieten wie Ingenieurwissenschaften, Ökonomie, Medizin, Sozialwissenschaften oder Ethikern gebildet werden, welches sich zusätzlich für bestimmte Fragestellungen Experten einlädt. Das Ziel ist dabei, konkrete Handlungsempfehlungen zu erarbeiten, mit denen die wichtigsten Herausforderungen adressiert werden können. Sollten Sie an diesem Thema mitarbeiten wollen, können Sie sich gerne  bei der Geschäftsstelle der Walter-Siegenthaler-Gesellschaft melden. Wir freuen uns auf Ihre Rückmeldung.

Thomas Zander, Michael Hallek

 

1  https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/climate-change-and-health. Climate change and health. WHO (2021).
2  Vicedo-Cabrera, A. M. et al. The burden of heat-related mortality attributable to recent human-induced climate change. Nat Clim Chang 11, 492-500 (2021). https://doi.org:10.1038/s41558-021-01058-x
3  Romanello, M. et al. The 2022 report of the Lancet Countdown on health and climate change: health at the mercy of fossil fuels. Lancet 400, 1619-1654 (2022). https://doi.org:10.1016/S0140-6736(22)01540-9
4  Cochet, A. et al. Autochthonous dengue in mainland France, 2022: geographical extension and incidence increase. Euro Surveill 27 (2022). https://doi.org:10.2807/1560-7917.ES.2022.27.44.2200818
5  Ziska, L. H. et al. Temperature-related changes in airborne allergenic pollen abundance and seasonality across the northern hemisphere: a retrospective data analysis. Lancet Planet Health 3, e124-e131 (2019). https://doi.org:10.1016/S2542-5196(19)30015-4
6  Kolek, F. et al. Earlier Flowering of Betula pendula Roth in Augsburg, Germany, Due to Higher Temperature, NO(2) and Urbanity, and Relationship with Betula spp. Pollen Season. Int J Environ Res Public Health 18 (2021). https://doi.org:10.3390/ijerph181910325
7  Fuller, R. et al. Pollution and health: a progress update. Lancet Planet Health 6, e535-e547 (2022). https://doi.org:10.1016/S2542-5196(22)00090-0
8  Tennison, I. et al. Health care’s response to climate change: a carbon footprint assessment of the NHS in England. Lancet Planet Health 5, e84-e92 (2021). https://doi.org:10.1016/S2542-5196(20)30271-0
9  Karliner, J. S., S; Boyd, R.;  Ashby, B.; Steele, K. Health Care´s climate footprint. https://noharm-global.org/sites/default/files/documents-files/5961/HealthCaresClimateFootprint_092319.pdf (2019).