Österreichischer Beitrag zur WSG
Österreichs Beitrag zur Walter-Siegenthaler-Gesellschaft ist wesentlich mit der Tradition der Inneren Medizin in der Zeit ab 1960 verbunden. Es war die Zeit der im positiven Sinne rivalisierenden Kliniken Fellinger, Kaindl, Deutsch und Braunsteiner, die auch wesentlich die Landschaft der Forschung und Lehre im D-A-CH Raum mitgeprägt haben. Die daraus hervorgegangene nächste Generation von forschenden Internisten, speziell an den Universitätskliniken in Wien, Graz und Innsbruck scheint bereits mehrfach im Mitgliederverzeichnis der Gesellschaft für Fortschritte in der Inneren Medizin auf und repräsentiert schon alle sich gerade entwickelnden Subspezialitäten.
In Wien waren dies: Fritz Kaindl als Kardiologe, der sich besonders mit seinem „Elektrokomikogramm“ in den Herzen der Studierenden verewigt hat; Werner Waldhäusl, ein herausragender, international renommierter Endokrinologe, der sich aktiv in der Gesellschaft engagiert hat; Klaus Lechner, Gerinner und Hämatologe, der 2 Schulen etabliert hat, die international orientiert waren – auch er aktiv in allen hämatologisch-hämostaseologischen Fachgesellschaften im D-A-CH Raum vertreten und mitgestaltend; Heinz Huber, Onkologe und Verfasser wichtiger Lehrbücher; dazu Jörg Slany, der Marathonläufer unter den Kardiologen; Georg Geyer, Forscher auf dem Gebiet des Lupus erythematosus und der Corticoide, Klinikchef und Förderer einer großen Generation von Internisten; Alfred Gangl, renommierter Gastroenterologe.
Aus Graz Günter Krejs als führender Gastroenterologe, der auch aktiv in vielen Gesellschaften und in der Ausbildung junger KollegInnen war, und Karl Harnoncourt, der als Pneumologe wesentlich an der Entwicklung der Blutgastests war.
Aus Innsbruck Josef Patsch, langjähriger Leiter der Klinik für Innere Medizin I, Franz Schmalzl, Hämato-Onkologe, der viele von uns vor allem durch die von ihm hervorragend organisierten Meetings „vernetzt“ hat.
Dazu waren eine Reihe von Kollegen Mitglieder der Gesellschaft, die nach dem Verlassen der Universitätskliniken andere große Kliniken geleitet haben, wie Otto Burghuber, Herbert Pointner, Bruno Watschinger, Guntram Schernthaner, Heinz Ludwig um nur einige zu nennen.
Gemeinsam mit Michael Trauner – stellvertretend für viele andere – darf ich jetzt Österreich in der Gesellschaft vertreten. Als persönliches Highlight sei das Symposion 2018 zur „Inneren Medizin in der Genom Ära“ erwähnt, welches den Bogen von der Diagnostik bis zur molekularen Therapie spannte.
Nicht unerwähnt sei hier auch, dass einige österreichische Internisten in Deutschland oder der Schweiz Professuren erhielten. Das beste Beispiel ist Gustav Paumgartner, der mit der Walter-Siegenthaler-Medaille in Gold geehrt wurde.
Neben der wissenschaftlichen Entwicklung und Forschungsförderung sei erwähnt, dass unsere Gesellschaft im politischen Kontext gesehen werden muss. Die Umbenennung der „Ludwig-Heilmeyer-Gesellschaft“ in „Walter-Siegenthaler-Gesellschaft“ wurde von uns österreichischen Kollegen voll mitgetragen und geht parallel mit dem Engagement der Medizinischen Universitäten zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus.
Seit nunmehr 20 Jahren sind die Medizinunis in Wien, Graz und Innsbruck nun auch aus dem Verband der ursprünglichen Universitäten ausgegliedert und selbständig und messen sich nun als solche mit anderen Medizinischen Universitäten im D-A-CH Raum und der Welt.
Wo gibt es Luft nach oben? Ganz klar in der Einbindung unserer hervorragenden Kolleginnen (im aktuellen Mitgliederverzeichnis findet sich nur Antonia Müller als österreichische Vertreterin). Dies entspricht nicht der Geschlechts-Verteilung im Forschungsbereich unserer Universitäten. Die Beteiligung jüngerer österreichischer ForscherInnen an den diversen Wettbewerbs-Ausschreibungen der WSG kann ebenfalls noch wachsen, auch wenn zuletzt gute Einreichungen erfolgt sind.
Die neueste strategische Ausrichtung der Gesellschaft in wissenschaftlich-gesellschaftspolitisch bedeutsame Themen wird von uns Österreichern unterstützt mit Beteiligung am Think Tank inklusive Einbindung von Rektoren (Markus Müller). Hier gilt es auch die Unterschiede in den staatlichen Gesundheits-Systemen (und Mentalitäten) abzubilden und in die Diskussion einzubringen. Als kleine Länder können die Schweiz und Österreich hier sicherlich wertvolle Beiträge liefern, um nicht nur die Internistische Forschung, sondern die Weiterentwicklung der Medizin mit allen gesellschaftlichen Herausforderungen voranzutreiben.
Prof. Ulrich Jäger, Wien
Präsidium Walter-Siegenthaler-Gesellschaft
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